Tag 25 (Reyðarfjörður-Seyðisfjörður, ca.
80 km):

Der Regensturm hat zwar aufgehört, aber es ist immer noch recht
stürmisch. Wie ich von einem anderen Gast erfahre, ist die Haupt-
straße nach Akureyri gesperrt wegen Schneefall... Ich bekomme das
auch zu spüren, die erste Etappe von etwa 30 km führt bis auf etwa
470 m hoch, in Lagen ab 250 m ist der gestrige Regen als Schnee
heruntergekommen, die Straße ist gerade noch schneefrei. In
Egilsstaðir kaufe ich noch ein wenig ein
und tanke, Bakkagerði fahre ich aber nicht
mehr an, in der Richtung sieht es stark nach Regen aus. Die kurze
Hoch- landpiste Richtung Seyðisfjörður geht sogar bis auf über 600
m, dort hat es deutliche Minusgrade, zum Glück funktionieren seit
Egilsstaðir die Heizgriffe der BMW wieder,
nachdem ich etwas am Drehregler herum- gewackelt habe. In
Seyðisfjörður hat leider kein Cafe auf, aber das Büro der Smyril-
Line hat offen - ich möchte nicht wieder in einem Couchette reisen.
Ich entscheide mich zum knackigen Aufpreis von 210 (!) Euro für
eine Einzelkabine, dann habe ich wenigstens meine Ruhe. Dort
erfahre ich auch, daß die Straßen rund um den Mývatn- See ebenfalls
wg. Schneefalls gesperrt sind... In der örtlichen Tanke wärme ich
mich etwas auf und warte, bis ich im Hotel einchecken kann.
Dummerweise entscheide ich mich, doch noch eine kleine Sehens-
würdigkeit anzufahren... Die schlechte Schotterpiste hätte mich
eigentlich warnen müssen, der Weg endet an einem steile
Geröllabhang, ich versuche auf dem glitschigen Weg zu wenden und -
Peng! Ich lande im Dreck. Fluchend über meine eigene Dämlichkeit
bekomme ich das arme Mopped wieder aufgerichtet, das jetzt von oben
bis unten verdreckt ist. Der rechte Sturzbügel hat das meiste
abgefangen, nachdem ich ihn wieder gerichtet und den Spiegel
geradegestellt habe, kann ich den Abhang zumindest wieder schadlos
hochfahren. Der Check-in im Hotel verläuft problemlos, die nassen
und verdreckten Klamotten lasse ich besser im Flur stehen.
Mittlerweile hat sich ein sehr kräftiger Schneesturm ausgebildet,
dessen Hinterlassenschaft hier unten zum Glück nicht liegen bleibt. Ich sichte die Fotos
der letzten Tage und wandere dann zum einzig offenen Restaurant, um
zumindestens eine Kleinigkeit zu futtern. Wenn ich nachdenke,
welche Pisten ich mit der guten alten BMW, noch dazu voll beladen,
alle befahren habe, kann ich diese ganzen Touristen mit ihren
expeditionstauglichen Landrovern oder ultramodernen SUV's eigentlich nur
als Angeber bezeichnen... :-) Im Restaurant bekomme ich eine
ausgezeichnete Panna Cotta und ein paar Biere sowie ein nettes
Gespräch mit einem deutschen Pärchen. 2 Herren von den Føroyar sind
auch zugegen, die mit Pferden (!) unterwegs sind.
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Es hat geschneit,
wie man sieht... |
Die Fähre ist schon
da |
Tag 26 (Seyðisfjörður-Lagarfljót-Seyðisfjörður,
ca.
130 km):

So, was machen wir denn heute noch? Das Wetter sieht sehr gut aus,
es ist sonnig, aber nur 0 Grad. Ob der Pass raus aus Seyðisfjörður
wieder befahrbar ist? Ich versuch's, ich habe mir noch eine kleine
Sehenswürdigkeit aus dem Navi herausgesucht: einen See mit Ausblick
auf die Berge. Bis etwa 300 m ist die Piste trocken, dann, hinter
einer Kurve, liegt unvermittelt eine festgefahrene dünne
Schneedecke auf der Fahrbahn - zum Umdrehen ist es jetzt schon zu
spät, ich würde sofort auf der Nase liegen! Also 2. Gang und die
Füße auf den Boden. 2 entgegenkommende LKW haben Schneeketten
drauf, auweia... Als es nach etwa 15 km wieder bergab Richtung
Egilsstaðir geht, atme ich tief durch...
Mein Trost: Sobald die Sonne hoch genug steht, wird die Situation
besser werden, das sollte auf der Rückfahrt hilfreich sein. Der
Ausblick auf den See Lagarfljót ist nett, aber die gleiche Strecke
wieder zurück? Auf der anderen Seeseite führt eine Schotterpiste
ebenfalls zurück nach Egilsstaðir, und da ich
den Hals nicht vollkriegen kann... In Egilsstaðir
muß ich dann feststellen, dass die letzte Schotterpiste dem
Hauptständer der BMW den Rest gegeben hat: eine der beiden
Ständerfedern hat sich auf und davon gemacht. Mit ein paar
Kabelbindern wird das Teil festgebunden. Von der Schneepracht auf
dem Pass ist angesichts der dort herrschenden "Hitze" von satten 6
Grad fast nichts mehr zu sehen. Ich bin recht früh an der Fähre,
dementsprechend lange muß ich warten. Komischerweise sind die
Motorräder diesmal erst fast zum Schluß mit dem Verladen dran. Ich
unterhalte mich mit einem Exil- Isländer aus Vestmannaeyjar (Hello,
Bjorn), der mit einem Gespann, bestehend aus einer GS Basic und
einem russischen Seitenwagen unterwegs ist ; man spricht Benzin.
Endlich sind die Moppeds an der Reihe, lästig ist, das man trotz
halbleerer Fähre die Autos so eng geparkt hat, das man mit dem
Gepäck kaum zum Ausgang durchkommt. Eine gute Stunde später sind
wir bereits unterwegs, Island entschwindet am Horizont.
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Der Fjord erstahlt im
Sonnenlicht |
Der Lagarfljót See |
Die kleine Kirche in
Seydisfjördur macht was her |
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Auch die Bucht wirkt
bei Sonnenlicht sehr einladend |
Der Fjord am Übergang
zum offenen Meer |
Tag 27 (Seyðisfjörður-Føroyar, ca.
600 km):

Viel geschlafen habe ich nicht: einmal um 04:00 und einmal um 05:30
werde ich wach, das liegt aber weniger am durch den Seegang
verursachten kräftigen Schwanken des Schiffs, sondern am Knarzen,
Zittern und Ächzen des Kabineninterieurs... Die Føroyar hüllen sich
in Nebel- und Regenwolken, keine guten Fotomotive in Sicht, daher
verzichte ich auch auf den Landausflug. Nachdem ich die Zeit, in
der das Schiff mal nicht schwankt zum Schlafen genutzt habe, hole
ich mir mein im voraus bezahltes Abendessen - Fisch... Na gut, die
Beilagen sind ja auch essbar und ich wollte eh' etwas abnehmen.
Währenddessen regnet es in Tórshavn in Strömen, daher ist mein
schlechtes Gewissen, die einmalige Gelegenheit zu einem Landgang
verpaßt zu haben, wieder etwas besänftigt. Mit etwa 10 Minuten
Verspätung verläßt die Fähre nun auch die Føroyar Inseln - Nächste
Station: Hirtshals, Dänemark. Das dauert aber noch eine Weile...
Ein paar Biere und das Korrekturlesen meiner Tagesberichte
beschließen den Tag.
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Tórshavn zeigt
zahlreiche schmucke Häusschen... |
...und ist recht groß
(ca. 17.000 Einwohner) |
Tag 28 (Føroyar-Hirthals, ca.
1100 km):

Die Sonne lacht, da zieht's einen auf Deck, der Wind hat stark nach-
gelassen und zum ersten Mal genügt der Pullover, um sich draußen
aufzuhalten - man merkt, es geht Richtung Süden. Ein älterer dänischer
Moppedfahrer plant für's nächste Jahr eine Tour durch Kasachstan
- mein Respekt ist ihm sicher! Außerdem hat er einen leicht schrägen
Humor, liegt vielleicht daran, daß er Totengräber ist... Im Duty
Free Shop kaufe ich mir einen Satz besserer Ohrhöhrer für meinen
kleinen MP3 Player, der andere rutscht zu schnell aus den Ohren.
Die Sonne nutze ich fast den ganzen Nachmittag zum Relaxen und
Musikhören auf dem Oberdeck, einfach ausspannen. Was fehlt heute
noch?: ein kleines Abendessen, ein paar Biere und ein Gespräch
mit "meinem" Exil- Isländer.
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Keine Fotos heute,
ich war zu faul... |
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